Ist die Varta AG Aktie ein Kauf? Diese Frage werde ich in dem nachfolgenden Beitrag auf den Grund gehen und dabei sowohl Unternehmenskennzahlen, aber auch externe Faktoren berücksichtigen
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte von Varta
Die heutige Varta AG („Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren“) wurde am 27. Dezember 1887 von Adolph Müller als Akkumulatorenfabrik gegründet. Die damals neuen Akkus speicherten elektrische Energie auf elektrochemischer Basis.
2000 wurden 92 % der Aktien für knapp 300 Millionen Euro von DB Investor, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, übernommen. Daraufhin wurden bis 2007 aller operativen Geschäftsbereiche veräußert und Varta verabschiedete sich nach über 100 Jahren ganz aus dem Batteriegeschäft.
2009 gab es dann die erste Forschungskooperation mit der Volkswagen AG und Varta Microbattery, um die Entwicklung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren für Elektro-Autos voranzutreiben (“VW-VM Forschungsgesellschaft mbH & Co. KG“).
Im August 2011 kaufte ein Schweizer Industrie-Konglomerat namens Montana Tech Components AG Varta. Bereits im Besitz des Unternehmenskonsortium befanden sich die Varta Microbattery GmbH und Varta Storage GmbH. Zwei der damals abgespaltenen Geschäftsfelder befanden sich nun wieder im Portfolio des Mutterkonzern Varta.
2017 gab es dann den Börsengang. Eine Aktie kostete damals 17,50€ und die Varta AG hatte eine Bewertung von 668,5 Mio. €.
Im Januar 2020 wurde dann der dritte, noch fehlende Bereich „VARTA Microbattery GmbH“ von Energizer abgekauft und in die Varta AG eingegliedert.
Durch Umstrukturierung der Varta-Beteiligungen in den 2010er Jahren ist die Varta AG heute wieder eine Holding-Gesellschaft. Dazu zählen Varta Microbattery GmbH, Varta Storage GmbH sowie seit 2020 die Varta Consumer Batteries GmbH & Co. KGaA, als selbstständige, operative Einheiten und die VW-VM Forschungsgesellschaft mbH & Co. KG, als Kooperation mit der Volkswagen AG.
Wie kam es zu dem Höhenflug der Varta Aktie?
Der Konzern verkaufte lange Zeit Mikrobatterien für Hörgeräte. Doch der überraschende Kursaufschwung wurde von einem anderem Geschäftsfeld ausgelöst, der bisherigen Nische der kabellosen Kopfhörer.
Großen Smartphone-Hersteller mischen in diesem Markt mit und unter anderem setzt der Technologie-Riese Apple mit seinen kabellosen Kopfhörern (Airpods) auf Akkus von Varta.
Warum aber ausgerechnet Akkus von Varta? Schließlich produzieren viele asiatische Firmen diese häufig zu geringeren Kosten. Doch gerade bei kabellosen Kopfhörern spielt die Qualität der Batterie eine wichtige Rolle. Muss der Nutzer seine Kopfhörer ständig aufladen, stört das den Komfort und die Beliebtheit des Gerätes sinkt rapide. Bei Varta-Batterien versichern Experten, soll dies nicht der Fall sein.
Woher kommt dann der Kurseinbruch der Varta AG Aktie?
Wenn Varta in der Technologiebranche doch so gefragt ist, woher kommt dann der Kurssturz?
Dieser wurde primär durch eine Studie der Commerzbank ausgelöst. Denn laut den Analysten kann Varta die aktuelle Nachfrage an Microbatterien nicht mehr decken und die Kunden weichen auf asiatische, meist chinesische, Hersteller aus.
Diese Studie ist für Varta und die Aktionäre ein zweischneidiges Schwert:
Auf der einen Seite scheint die Nachfrage an Akkus von Varta so hoch zu sein, dass der Konzern mit dem Produzieren nicht mehr hinterherkommt.
Andererseits bedeutet der Umstieg der Kunden auf die chinesische Konkurrenz auch, dass diese ebenfalls in der Lage sind, ein vergleichbares Produkt zu liefern und das meist zu einem deutlich günstigeren Preis.
Aktuell wird Varta noch von einem Patent geschützt, doch sollte dieses auslaufen, könnte die chinesische Konkurrenz weiter aufholen. Dann wäre Varta dem Massenmarkt ausgesetzt und der Preisdruck durch die Konkurrenz würde die großen Margen zunichtemachen.
Soweit zum Faktor Commerzbank-Studie, aber auch andere Risiken belasten das Geschäftsmodell von Varta.
Welche Chancen und Risiken hat die Varta AG Aktie?
Eine abnehmende Nachfrage nach den Wearables würde das Geschäft maßgeblich beeinflussen. Denn dieser Bereich ist für Varta aktuell der lukrativste.
Umstritten ist auch der jüngste Rückkauf des alten Varta-Geschäftes in Europa und dem mittleren Osten. Die allseits bekannte Haushaltsbatterien-Sparte, mit offiziellem Namen Varta Consumer Batteries, wurde im Januar 2020 in die Varta AG integriert. Das Geschäftsmodell könnte ein neuer Wachstumstreiber werden, oder ein teurer Zock gewesen sein.
Die Hoffnung ist es, sich mit dem Zukauf einen weiteren stabilen Cash-Flow aufzubauen und sich nicht nur abhängig von der Entwicklung der Wearables zu machen.
Allerdings stört Investoren, dass dies die Konzentration auf Wachstumsgeschäft mit den Mikrobatterien beeinträchtigen könnte.
Unterstützt wird der Zukauf von Michael Tojner, dem CEO der Montana Tech Components AG. Mit gut 65 Prozent ist der österreichische Milliardär, mit seiner Holding, Hauptaktionär und Aufsichtsratschef der Varta AG. Gegen seinen Willen läuft in dem Konzern nichts. Darüber müssen sich alle übrigen Aktionäre im Klaren sein.
Ein weiterer potenzieller Wachstumsmarkt ist die Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Technologie durch sogenannte Silizium-dominierte Anoden. Varta gehört zu einem Konsortium von Unternehmen, die von einer Milliardenförderung für europäische Batteriezellfertigung profitieren können.
Die neue Technologie soll in eine Massenproduktion überführt werden, um zukünftig auch größere Zellenformate herstellen zu können, die dann beispielsweise bei Elektro-Autos eingesetzt werden. Dieser Forschungsbereich klingt vielversprechend und Varta hätte dadurch die Automobilindustrie der Zukunft als potenziellen Kunden.
Ist die Varta Aktie nach dem Kursrückgang von -50% ein Kauf wert?
Jetzt stellt sich die Frage, inwiefern die Varta AG Aktie unter- oder überbewertet ist. Dafür habe ich eine dynamische Aktienbewertung, mithilfe des Aktienfinders, durchgeführt.
Der faire Wert der Varta AG Aktie liegt laut dem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bei rund 76,90€ und laut dem KCV (Kurs-Cash-Flow-Verhältnis) zwischen 36€ und 38€.
Mein Fazit:
Eine faire Bewertung nach dem KGV würde bedeuten, dass die Varta Aktie bei dem aktuellen Kurs von 65,80€ (Stand: 28.02.2020) fair bewertet ist. Betrachtet man hingegen das KCV ist die Aktie noch fast 100% überbewertet.
Ich persönlich habe die Aktie bereits beim ersten Rücksetzer für 87,80€ gekauft (5 Stück à 87,80 = 439€ + 1€ Gebühr bei Trade Republic) Zu diesem Zeitpunkt stand die Aktie bei rund 30% unter dem Allzeithoch und mir hat es in den Fingern gejuckt.
Im Nachhinein betrachtet wäre ich besser gefahren, wenn ich auf den fairen Wert nach dem KGV gewartet hätte, denn jetzt steht die Aktie bei rund 65,80€ (Stand: 28.02.2020).
Ändern kann ich daran nichts mehr und aus dem Fehler habe ich gelernt. In Zukunft kaufe ich Aktien nicht sofort nach einem Rücksetzer nach, sondern warte ab, ob die Aktie sich noch weiter nach unten bewegt.
Letztendlich wird man bei einem Kauf nie das Tief und bei einem Verkauf nie das Hoch einer Aktie treffen. Da ich langfristig in die Varta AG Aktie investiere, ist der Einflussfaktor des Einstandskurses eher zu vernachlässigen.
Ich bleibe trotz der weiteren Rücksetzer Long und lasse die aktuelle Corona-Krise vorbeiziehen. Meine Vermutung ist, dass die Aktie danach wieder in Richtung ihres Allzeithochs klettern wird und dann entscheide ich erneut, wie zukunftssicher das Geschäftsmodell ist und lasse mir die Option offen, die Aktie eventuell wieder zu veräußern.
Wenn es dich interessiert, welche Aktien ich noch gekauft habe, kann ich dir das Depotupdate für den Monat Februar empfehlen, dass ich hier verlinke.
Wenn du noch weitere Fragen bzw. eine Meinung zu der Varta AG Aktie oder ein Feedback zu meinem Beitrag hast, schreib mir gerne einen Kommentar.
Damit wünsche ich dir eine finanziell erfolgreiche Woche,
Marco
PS: Hast du den Rücksetzer genutzt und bist jetzt auch in Varta investiert oder beobachtest du das Geschehen von der Seitenlinie?